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20. Januar 2025 – Woyzeck kommt ans MPG
„Keiner wird als Mörder geboren, es sind die Konstellationen, die einen dazu bringen.“ Mit dieser These, seiner offenen, professionellen, aber auch humorvollen Art gewährte uns Julian König aus dem Karlsruher Ensemble Bühnenspiele einen tiefen Einblick in die Welt des Theaters. Mit seiner authentischen Aufführung und seiner alleinigen Präsenz hat er es geschafft, den Schülerinnen und Schülern Woyzecks Welt zu verdeutlichen. „Zunächst mal war ich geschockt, als plötzlich eine Gestalt, die Marie darstellen sollte, vom Boden auferstanden ist. Ich war jedoch erstaunt, dass alles, obwohl er ganz alleine auf der Bühne war, absolut verständlich war. Um ehrlich zu sein, fand ich es viel besser so“, berichtet eine Schülerin, die die Aufführung verfolgt hat. Simple, aber passende Requisiten, Musik und Lärm aus dem Hintergrund, ausdrucksstarke Puppen und die unglaubliche Ausstrahlung des Schauspielers haben dem Zuhörer Woyzecks Wahnsinn verdeutlicht und uns einen Anstoß gegeben, über seine Schuldfähigkeit und seine Entscheidungen nachzudenken. Denn: „Keiner wird als Mörder geboren.“ Vielmehr handelt es sich um die äußeren Einflüsse, die sozialen Beziehungen und die Konstellationen unseres Lebens, die uns zu dieser Entwicklung hindrängen können. So veranschaulichte König auch: „In einer Welt voller Täter, ist es schwer ein Opfer zu bleiben.“ Im Anschluss an die Aufführung gab es noch eine Austauschrunde und König stellte mit seiner sympathischen Art klar, dass im Unterschied zu einem vorgefertigten Film, Theater etwas Echtes, etwas Lebendiges ist. Genau das ist auch beim Publikum angekommen. Ich spreche also in Namen aller, wenn ich mich bei Julian König für seine Zeit und seine Kunst, die er mit uns geteilt hat, bedanke. Wir hoffen auf weitere Erfahrungen und eine weitere Zusammenarbeit in der Zukunft.
von Anđela Jovanović, Klasse 12